EASTSIDE HEROES

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Generationswechsel als Chance: Wie die neue Ost-Generation die wirtschaftliche Lücke innovativ schließt – und welche politischen Anreize diesen Wandel beschleunigen würden

Zukunftsvision enthüllt: Ein wirtschaftliches Phänomen birgt enormes Potenzial für Ostdeutschland. Entdecke, wie wir gemeinsam die verborgenen Stärken aktivieren und eine neue Ära des gesamtdeutschen Wohlstands einläuten können!

Einleitung: Der Weg zu einer ausgewogenen Wirtschaftskraft

Der Zinseszins-Effekt in der Wirtschaft

Der Zinseszins-Effekt ist aus dem Finanzbereich bekannt: Geld, das Zinsen erwirtschaftet, generiert im nächsten Jahr noch mehr Zinsen, weil die Basis größer geworden ist. Dieser Effekt verstärkt sich über die Zeit exponentiell. Angenommen, man hätte vor 35 Jahren 10 € zu 3 % angelegt, so würde heute der Unterschied zwischen Zinseszins (West) und einfachem Zins (Ost) erstaunliche 35 % betragen.

Wenn man dann bedenkt, dass auch das "Anfangskapital" ungleich gewesen ist, kann man gut erahnen, um wie viel größer der aktuelle Stand ist. Übertragen wir dieses Prinzip nun auf die wirtschaftliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland:

Westdeutschland startete 1990 mit einem enormen Vorsprung: etablierte Unternehmen, funktionierendes Bankensystem, internationale Handelsbeziehungen und vor allem: Privateigentum. Der Osten hingegen musste erneut bei Null anfangen, wohlgemerkt im Hinblick auf Eigentum, wirtschaftliche Bildung (Kapitalismus) als auch auf Berufsbildung. Dieser initiale Vorsprung des Westens hat sich über die letzten 35 Jahre durch den Zinseszins-Effekt immer weiter vergrößert.

Eigentumsverhältnisse als Schlüsselfaktor

Ein zentraler Aspekt dieses wirtschaftlichen Ungleichgewichts sind die Eigentumsverhältnisse. Die MDR-Reportage "Wem gehört der Osten?" liefert hierzu erschreckende Zahlen: Selbst heute, 35 Jahre nach der Wiedervereinigung, sind die meisten großen Unternehmen und Immobilien in Ostdeutschland in westdeutscher Hand, Tendenz sogar steigend!

Nehmen wir den Wald als Beispiel: In der DDR wurde der Großteil des Waldes verstaatlicht. Nach der Wende wurde dieser Wald nicht etwa an die ursprünglichen ostdeutschen Eigentümer zurückgegeben, sondern von der Treuhand zum Verkauf angeboten. Wer hatte damals das Kapital, um große Waldflächen zu kaufen? Richtig, westdeutsche Investoren. Heute sind viele ostdeutsche Wälder im Besitz großer westdeutscher Familien oder Unternehmen.

Diese initiale Verteilung des Eigentums hat massive Auswirkungen bis heute. Denn Eigentum generiert Einkommen - sei es durch Mieten, Unternehmensgewinne oder Zinsen. Dieses Einkommen fließt größtenteils in den Westen ab, anstatt in der ostdeutschen Wirtschaft reinvestiert zu werden. Ein klassischer Fall von Zinseszins: Der Westen profitiert überproportional von seinen Investitionen im Osten und kann diesen Vorsprung stetig ausbauen.

Berufliche Schlüsselpositionen: Ein weiterer Verstärker

Doch nicht nur beim Eigentum zeigt sich dieser Effekt. Auch bei den beruflichen Schlüsselpositionen sehen wir ein ähnliches Muster. Laut der MDR-Reportage sind selbst heute, 35 Jahre nach der Wiedervereinigung, nur 4 % der wirtschaftlichen Führungspositionen in Ostdeutschland mit Ostdeutschen besetzt. In der Justiz sind es sogar nur 2 %.

Warum ist das so wichtig? Weil diese Positionen in der Regel mit den höchsten Einkommen verbunden sind. Das bedeutet, dass ein Großteil der Top-Gehälter in Ostdeutschland an Westdeutsche gezahlt wird. Und was passiert mit diesem Geld? Ein beträchtlicher Teil fließt zurück in den Westen - sei es durch Konsumausgaben, Investitionen oder einfach, weil die Familie dort lebt.

Wieder sehen wir den Zinseszins-Effekt: Die initial bessere Ausgangsposition der Westdeutschen (bessere Netzwerke, mehr Erfahrung im kapitalistischen System) führt zu einer Überrepräsentation in Führungspositionen. Diese wiederum führt zu höheren Einkommen, die größtenteils dem Westen zugutekommen. Und so verstärkt sich der wirtschaftliche Vorsprung des Westens Jahr für Jahr.

Karrierechancen und der "Brain Drain"

Ein oft übersehener Faktor in der wirtschaftlichen Benachteiligung des Ostens ist der massive "Brain Drain" der 1990er und frühen 2000er Jahre. Hunderttausende gut ausgebildete junge Ostdeutsche verließen ihre Heimat in Richtung Westen, auf der Suche nach besseren beruflichen Perspektiven.

Dieser Verlust an Humankapital verstärkt den Zinseszins-Effekt zusätzlich: Die innovativsten und unternehmerischsten Köpfe, die den wirtschaftlichen Aufschwung im Osten hätten vorantreiben können, trugen stattdessen zum Wachstum im Westen bei. Zurück blieben oft die Älteren und weniger Mobilen, was die wirtschaftliche Dynamik im Osten weiter bremste.

Die Rolle der Förderpolitik

Man könnte nun argumentieren, dass massive Förderprogramme wie der Solidaritätszuschlag diese Ungleichheit ausgleichen sollten. Doch auch hier zeigt sich der Zinseszins-Effekt: Ein Großteil der Fördergelder floss in Infrastrukturprojekte, die zwar notwendig waren, aber oft von westdeutschen Unternehmen umgesetzt wurden. Diese konnten so ihre Marktposition stärken und ihre Gewinne in den Westen transferieren.

Zudem waren viele Förderprogramme so konzipiert, dass sie größere, etablierte Unternehmen bevorzugten - also genau jene, die mehrheitlich in westdeutscher Hand waren. Kleinere, ostdeutsche Unternehmen hatten oft Schwierigkeiten, die bürokratischen und vor allem neuen Hürden zu überwinden und von den Förderungen zu profitieren.

Die psychologische Dimension

Ein weiterer unterschätzter Aspekt der wirtschaftlichen Benachteiligung ist die psychologische Dimension. Die Erfahrung, dass die eigene Lebensleistung scheinbar wertlos war, dass das eigene Wissen und die eigenen Fähigkeiten plötzlich nicht mehr gefragt waren, hat tiefe Wunden hinterlassen.

Dieses Gefühl der Entwertung führte bei vielen Ostdeutschen zu einer Art erlernter Hilflosigkeit. Warum ein Unternehmen gründen, wenn die großen Player ohnehin aus dem Westen kommen? Warum in Bildung investieren, wenn die besten Jobs sowieso an Westdeutsche gehen? Diese Denkweise, so verständlich sie aus individueller Sicht sein mag, verstärkt die wirtschaftliche Benachteiligung weiter.

Die Chance in der Krise

Doch bei all diesen düsteren Betrachtungen gibt es auch Lichtblicke. Die aktuellen globalen Herausforderungen — Klimawandel, Digitalisierung, geopolitische Spannungen — bieten die Chance für einen Neuanfang. Und hier könnte der Osten sogar im Vorteil sein.

Die ostdeutschen Bundesländer haben in den letzten Jahren massiv in erneuerbare Energien investiert. Sie verfügen über gut ausgebildete Fachkräfte, relativ günstige Immobilienpreise und eine Mentalität, die Veränderungen gewohnt ist. Diese Faktoren könnten in den kommenden Jahren zu einem echten Standortvorteil werden.

Was muss sich ändern?

Um den Zinseszins-Effekt zu durchbrechen und eine echte wirtschaftliche Angleichung zu erreichen, sind mutige Schritte nötig. Hier einige Vorschläge, die zwar kontrovers sein mögen, aber einen echten Wandel bewirken könnten:

4. Führungskräfteförderung und -quoten: Gezielte Programme zur Förderung ostdeutscher Führungskräfte, um die Unterrepräsentation in Spitzenpositionen zu beenden. Dies könnte durch Mentoring-Programme und spezielle Führungsakademien und Quoten für ostdeutsche Führungskräfte in öffentlichen Unternehmen erreicht werden.

5. Bildungsoffensive: Investitionen in Bildung und Forschung, um den Brain Drain umzukehren und neue Talente anzuziehen. Ein radikaler Vorschlag wäre die Halbierung jeglicher Ausbildungskosten für ostdeutsche Personen in Ostdeutschland. Dies würde nicht nur den Fachkräftemangel adressieren, sondern auch die Chancengleichheit erhöhen.

6. Innovationsförderung: Stärkere Förderung von Start-ups und Innovationen im Osten, um neue wirtschaftliche Dynamik zu entfachen. Dies könnte durch spezielle Innovationsfonds, Technologieparks und Kooperationen zwischen Universitäten und Unternehmen erreicht werden.

7. Kapitalertragssteuer: Um die langfristigen Auswirkungen der Währungsunion von 1990 auszugleichen und den Vermögensaufbau in Ostdeutschland zu fördern, könnte für einen Zeitraum von 25 Jahren die Kapitalertragsteuer für in Ostdeutschland ansässige Personen auf 0% gesenkt werden. Diese Maßnahme würde Ostdeutschen die Möglichkeit geben, den historisch bedingten Rückstand bei der Vermögensbildung aufzuholen, der durch die unterschiedlichen Umtauschquoten und Obergrenzen bei der Währungsunion entstanden ist. Ziel ist es, die wirtschaftliche Angleichung zwischen Ost und West zu beschleunigen.

8. Förderung mit Verantwortung: Eine innovative Maßnahme zur Entfaltung des vollen wirtschaftlichen Potenzials aller Regionen Deutschlands und zur Maximierung der Wirksamkeit unserer Förderprogramme verspricht, Wachstum und Fairness gleichermaßen zu fördern. Unternehmen mit Hauptsitz in Westdeutschland, die Förderungen für Standorte in Ostdeutschland erhalten, sollten einen Anreiz haben, qualitativ hochwertige Arbeitsplätze in der geförderten Region zu schaffen. Dies könnte durch ein gestaffeltes Modell erreicht werden:

  • 8.1. Unternehmen, die einen signifikanten Anteil (z.B. mindestens 30%) ihrer am besten bezahlten Positionen an den geförderten Standort verlagern, könnten von zusätzlichen Steuervergünstigungen oder Fördermitteln profitieren.

  • 8.2. Unternehmen, die dies nicht tun, könnten einem leicht erhöhten Gewerbesteuersatz unterliegen, wobei die zusätzlichen Einnahmen direkt in die Förderung lokaler Wirtschaftsstrukturen fließen würden.

Fazit: Eine gemeinsame Zukunft gestalten

Die noch bestehenden wirtschaftlichen und daraus resultierenden gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Ost und West sind keine unüberwindbare Hürde, sondern eine Chance für ganz Deutschland. Indem wir gezielt die Stärken aller Regionen fördern und zusammenbringen, können wir ein wirtschaftlich stärkeres, innovativeres und geeinteres Deutschland schaffen.

35 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es an der Zeit, das Ost-West-Denken aufzulösen. Lasst uns die Erfahrungen und Stärken aller Regionen nutzen, um gemeinsam eine Wirtschaft aufzubauen, die nicht nur effizient, sondern auch gerecht und nachhaltig ist.

Die vor uns liegenden Herausforderungen - vom Klimawandel bis zur Digitalisierung - können wir nur gemeinsam bewältigen. Indem wir die wirtschaftliche Angleichung als gesamtdeutsche Aufgabe begreifen, schaffen wir die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft unseres Landes.

Eure Eastside Heroes