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Mit Null gestartet und heute Pionier im Biogas: Thomas Balling über Mut, Unternehmergeist und seine Vision für nachhaltige Energiewirtschaft

Thomas Balling ist der Typ Unternehmer, der einen sofort packt. Man merkt schnell: Hier spricht jemand, der Risiko nicht nur kennt, sondern als Teil seines Erfolgs lebt. Nach der Wende, 1990, zog er mit einem Kumpel von der Rhön nach Thüringen. Ohne nennenswertes Kapital, dafür mit einer klaren Vision: Großflächige Landwirtschaft aufbauen und das Beste aus den fruchtbaren Böden rausholen. „Wir hatten nichts außer einem Kredit und dem Willen, groß zu denken,“ erzählt Thomas. Und das, was er daraus gemacht hat, kann sich sehen lassen.

Geschäftsführer Thomas Balling zeigt uns Thüringens größte private Biogasanlage. Foto: ESH

Die ersten Schritte: Vom Landwirt zum Unternehmer

Thomas’ Geschichte startet direkt nach der Wende, als Ostdeutschland sich neu sortierte. Während viele noch unsicher waren, sah er die riesigen Chancen, die sich ihm boten. „Wir sind einfach losgezogen, haben die Leute gefragt, ob wir ihre Felder pachten können,“ erinnert er sich. Klar, nicht jeder war begeistert, als zwei Fremde plötzlich Ackerland haben wollten. Aber Thomas ließ sich nicht beirren. Er wusste, dass der einzige Weg nach vorn groß denken bedeutete. Inspiriert wurde er durch ein Praktikum in den USA.

Mit einem Kredit von 100.000 Mark fingen sie an – und bauten Stück für Stück ihren landwirtschaftlichen Betrieb auf. „Unser Ziel war von Anfang an: Landwirtschaft im großen Stil,“ sagt er. Der Mut, groß zu denken, machte den Unterschied. Thomas war nie nur Landwirt, er war von Anfang an Unternehmer.

Biogas: Der Gamechanger

Der wahre Durchbruch kam, als Thomas in den 2000ern auf erneuerbare Energien setzte. „2005 hat mich das Biogas-Virus erwischt,“ sagt er lachend. Und das war kein Zufall. Thomas erkannte früh, dass die Zukunft in der Energiewirtschaft lag, und baute 2010 die GraNottGas – heute eine der größten privat geführten Biogasanlagen in Thüringen. Die Anlage produziert Biogas, speist Biometan ins Erdgasnetz ein und liefert gleichzeitig Strom und Wärme. Ein echtes Komplettpaket.

Doch was uns besonders beeindruckt: Thomas hat seinen Betrieb nicht nur immer weiter ausgebaut, sondern auch in Sachen Technologie ordentlich Gas gegeben. „Viele denken, die Landwirtschaft sei nicht innovativ, aber das stimmt nicht,“ erzählt er. „Unsere Landmaschinen fahren längst autonom und werden per GPS gesteuert.“ Technologie und Effizienz – das ist das Erfolgsrezept, auf das Thomas setzt.

Nachhaltigkeit 2.0: Reststoffe statt Mais

Was Thomas’ Biogasanlage so besonders macht, ist der nachhaltige Ansatz, den er verfolgt. Anfangs setzte er wie viele andere auf Mais als Hauptrohstoff. Doch heute sieht das anders aus. „Wir haben den Maisanteil von 80 % auf 30 % reduziert und nutzen stattdessen Reststoffe wie Kartoffeln und Zuckerrüben, die Supermärkte aussortieren,“ erklärt er. Diese Reststoffe, die sonst weggeworfen würden, sind das perfekte Futter für die Biogasanlage – umweltfreundlich und wirtschaftlich clever.

Thomas ist ein echter Vordenker, wenn es darum geht, das Potenzial von Biogas voll auszuschöpfen. „Wir füllen die Lücken, die Wind- und Solarenergie hinterlassen,“ sagt er. Gerade an Tagen, an denen wenig Wind weht oder die Sonne nicht scheint, springt Biogas ein und sorgt für eine stabile Energieversorgung. „Das war lange Zeit schwer zu verkaufen, aber heute wissen wir, dass es ohne Biogas nicht geht,“ erklärt er uns.

Unternehmertum in Ostdeutschland: Chancen und Herausforderungen

Es ist faszinierend, wie Thomas seine persönliche Geschichte mit der Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft verknüpft. „Die Wende war eine riesige Chance für uns,“ erzählt er. Die fruchtbaren Böden in Thüringen gaben ihm die Möglichkeit, das zu verwirklichen, was in Bayern niemals möglich gewesen wäre. „Wir sind keine klassischen Landwirte, sondern Unternehmer, die von Anfang an innovativ dachten,“ sagt er.

In den 90ern war es nicht immer leicht, sich gegen die genossenschaftlichen Strukturen der DDR durchzusetzen. Viele dachten noch in den alten Mustern. Aber Thomas wusste, dass unternehmerisches Denken und die Bereitschaft, Risiken einzugehen, der Schlüssel zum Erfolg waren. „Ostdeutschland hat unglaubliches Potenzial für Unternehmer, die bereit sind, etwas Neues auszuprobieren,“ meint er.

Verantwortung und Teamspirit: Die Menschen hinter dem Erfolg

Was uns während des Gesprächs besonders beeindruckt hat, war Thomas’ Einstellung zu Verantwortung. Für ihn ist Unternehmertum nicht nur ein Business, sondern eine Haltung. „Jeder in meinem Team trägt Verantwortung, das ist der Schlüssel zum Erfolg,“ sagt er. „Das fängt bei den Fachkräften an, die unsere Maschinen bedienen, und hört bei der Putzfrau auf, die sicherstellt, dass abends die Heizung heruntergedreht wird.“

In der Landwirtschaft ist es bekanntlich nicht immer einfach, gute Fachkräfte zu finden. Aber Thomas hat eine Lösung: „Ich bilde meine Fachkräfte selbst aus. Das dauert, aber so weiß ich, dass sie die speziellen Anforderungen unseres Betriebs genau kennen.“ Diese langfristige Perspektive und die Bereitschaft, in sein Team zu investieren, machen den Unterschied.

Was kommt als Nächstes? Solarenergie und die nächste große Wette

Am Ende des Gesprächs wird klar: Thomas ist längst nicht fertig. Sein nächstes großes Ding? Photovoltaikanlagen und der Ausbau der Solarenergie. „Es ist der nächste logische Schritt,“ sagt er. Schon bald will er große Solaranlagen an Autobahnen errichten und die Energiewende weiter vorantreiben.

Trotz all der Innovationen bleibt Thomas seinen Wurzeln treu. „Die Landwirtschaft ist mein Fundament. Aber die Energieerzeugung gibt mir die Möglichkeit, wirklich nachhaltige Projekte umzusetzen, die nicht nur mir, sondern auch der Region zugutekommen.“ Das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Energiewirtschaft – das ist Thomas’ Erfolgsrezept.

Fazit: Inspiration für alle Unternehmer

Thomas Balling zeigt eindrucksvoll, wie man aus fast nichts ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann. Was ihn auszeichnet? Mut, Weitsicht und die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Für uns ist klar: Diese Podcast-Episode ist ein Muss für alle, die sich für Unternehmertum, Innovation und die Chancen der ostdeutschen Wirtschaft interessieren. Hört rein und lasst euch inspirieren!

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