Frank Theeg: Der Status-Quo-Brecher, der Probleme in Chancen verwandelt

In einer Zeit, in der viele von der digitalen Transformation sprechen, gibt es nur wenige, die sie tatsächlich leben und vorantreiben. Frank Theeg aus Chemnitz ist einer von ihnen. Der Serienunternehmer und selbsternannte "Rulebreaker" hat nicht nur mehrere erfolgreiche Unternehmen aufgebaut, sondern auch die Art und Weise revolutioniert, wie wir über Wirtschaft, Innovation und regionale Entwicklung denken können. Seine Geschichte zeigt eindrucksvoll, was mit Mut, Weitsicht und der Fähigkeit, Probleme als Chancen zu begreifen, möglich ist.

Der Beginn einer unkonventionellen Karriere

Als "Wendekind" erlebte Frank Theeg den Fall der Mauer in der neunten Klasse. In einer Zeit großer Unsicherheit, als viele ostdeutsche Jugendliche keine klaren Perspektiven sahen, startete er seinen Berufsweg mit einer Ausbildung bei Xerox. Dort entwickelte er ein Mindset, das seine gesamte spätere Karriere prägen sollte: das lösungsorientierte Denken.

"Ich habe dort wirklich dieses Denken gelernt: Du hast ein Problem, wie gehst du vor, eine Lösung zu haben? Das hat mir in meiner ganzen weiteren Karriere massiv geholfen", erklärt Theeg. "Die Probleme, die mir am meisten gefallen, sind die, wo alle sagen, es gibt keine Lösung."

Mit nur 19 Jahren gründete er seine erste Firma und legte den Grundstein für eine beeindruckende unternehmerische Laufbahn. Mit gerade einmal 25.000 Euro Startkapital baute er die e-dox GmbH auf, die sich innerhalb von zwölf Jahren zum drittgrößten Xerox-Händler in Europa entwickelte – mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 25 Prozent.

 

Der Schlüssel zum Erfolg: Lösungsorientiertes Denken

Was war sein Erfolgsrezept? Anstatt einfach nur Kopierer zu verkaufen, wie es die Konkurrenz tat, entwickelte Theeg ein umfassendes Lösungskonzept. Er erkannte früh, dass Unternehmen nicht nur Hardware benötigten, sondern ganzheitliche Beratung, wie sie neue Technologien gewinnbringend einsetzen können.

"Der echte Lösungsvertrieb bedeutet, dass du dem Kunden in seinem Geschäft hilfst und er es dann nur mit deinem Produkt machen kann", fasst Theeg zusammen. Dieses Konzept wendete er später bei allen seinen Unternehmungen an – ob bei Digitalisierungsprojekten für die Stadtverwaltung Chemnitz, bei der Entwicklung seiner Blockchain-basierten Fälschungsschutztechnologie oder beim Aufbau innovativer Arbeitsumgebungen.

Die Grenzen des Wachstums innerhalb eines Unternehmens

Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die Frank Theeg teilt, betrifft die Transformation bestehender Unternehmen. "Du kannst das Geschäft nicht innerhalb einer Firma 180 Grad drehen. Du kannst 10 Prozent mehr Neues machen pro Jahr, aber eben nicht was ganz anderes. Das ist deine Brand nicht, deine Kunden glauben es nicht und deine Mitarbeiter auch nicht."

Diese Erkenntnis führte ihn dazu, für radikal neue Ideen immer wieder neue Unternehmen zu gründen, anstatt bestehende umzukrempeln. Es ist eine Lektion, die für viele etablierte Unternehmen relevant ist, die mit dem digitalen Wandel kämpfen: Manchmal ist es effektiver, neue Geschäftsfelder in eigenständigen Einheiten zu entwickeln, als den gesamten Tanker auf einmal drehen zu wollen.

Probleme in Chancen verwandeln

Besonders beeindruckend ist Theegs Fähigkeit, vermeintliche Nachteile in Wettbewerbsvorteile zu verwandeln. Ein Paradebeispiel ist sein Umgang mit der demografischen Situation in Chemnitz:

"Chemnitz ist die älteste Stadt in Europa, per Einwohner. Der durchschnittliche Chemnitzer ist 48 Jahre alt. Das stand zwei, drei Mal in der Zeitung und jeder Chemnitzer hat damit ein Problem", erklärt Theeg. Anstatt diesen Fakt zu beklagen oder zu ignorieren, drehte er die Perspektive komplett um:

"Statistisch wird jede größere europäische Großstadt in 10 bis 20 Jahren genau bei dem gleichen Durchschnittsalter sein. Das heißt, Chemnitz ist eine Zukunftsstadt. Wir haben also das schon, was in 10, 15, 20 Jahren in anderen Städten ist."

Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte Theeg das Konzept des "AgeTech Valley" – ein Reallabor für Alterstechnologien in Chemnitz. Ein Markt mit enormem Wachstumspotenzial, der sowohl Probleme löst als auch neue Chancen eröffnet.

Impulse von außen als Innovationstreiber

Frank Theeg hat verstanden, dass bedeutende Innovationen oft von außen kommen. Als er "Die Fabrik" – einen multifunktionalen Innovations-Hub in einer historischen Industrieimmobilie in Chemnitz – plante, suchte er bewusst nach externen Impulsen.

"Wenn ich große Sachen machen will, muss ich einfach mal in die Welt schauen", erklärt er. "80 Prozent der Innovation kommt von draußen." Er holte sich Inspiration aus New York, Miami und Berlin und engagierte mit Studio Eislinger ein internationales Architektur- und Designbüro, das sonst Projekte in Sydney, New York oder Saudi-Arabien betreut.

Diese Offenheit für externe Perspektiven hat "Die Fabrik" zu einem einzigartigen Ort gemacht, der Arbeit, Freizeit und Innovation auf eine Weise verbindet, die es laut Theeg "nicht nochmal in Deutschland" gibt.

Netzwerke als Schlüssel zum Erfolg

Eine der größten Stärken des Chemnitzer Entrepreneurs ist seine Fähigkeit, Netzwerke aufzubauen und zu nutzen. "Ich bin nicht der typische Chef, der dir sagt, was du zu tun hast. Du machst deinen Job und wenn du Probleme hast, kommst du zu mir und ich löse es. Weil ich die Netzwerke eben habe."

Für Theeg ist klar: Wer innovativ sein und über den Tellerrand hinausschauen will, braucht Netzwerke. Doch wie baut man solche Netzwerke auf, besonders im oft als abgehängt wahrgenommenen Ostdeutschland? Seine Antwort:

"Es braucht Austausch. Die Events sind das eine, die sind wichtig, aber das sind halt nur punktuelle Geschichten. Es braucht diesen Austausch jeden Tag. Da muss ein Ort geschaffen werden dafür, dass Unternehmer dort auch hingehen will, weil das Essen gut ist, weil er Leute findet, weil er Freizeitaktivitäten dort machen kann."

Genau diese Idee hat er mit "Die Fabrik" umgesetzt – ein Ort mit Café, Bäckerei, Co-Working-Space, Basketballplatz, Bar, Fitnessstudio, Apartments und Eventflächen. Ein Ort, der die verschiedenen Lebensbereiche verbindet und so eine natürliche Vernetzung ermöglicht.

Öffentliche Förderung vs. Unternehmertum

Ein besonders interessanter Aspekt von Theegs Denken betrifft das Verhältnis zwischen staatlicher Förderung und privatwirtschaftlicher Initiative. Er sieht die zunehmende Abhängigkeit von Förderprogrammen kritisch:

"Vor drei Jahren hat die SAP 183 Förderprogramme für die Wirtschaft gehabt, wo keiner mehr durchsieht. Das muss man wirklich sagen, keiner mehr auf dem Aufwand, keiner sieht mehr durch."

Theeg plädiert für einen anderen Ansatz: "Solange der Staat zu viel tut an der Stelle, kommt die Verantwortung von den Unternehmern nicht." Er sieht das Silicon Valley-Modell als Inspiration, wo die Wirtschaft selbst in Startups und Universitäten investiert, und schlägt vor, erfolgreiche Elemente aus dem israelischen Modell zu adaptieren – wie etwa Inkubatoren, die von erfahrenen Unternehmern geleitet werden und nicht von Beamten.

Besonders wichtig findet er, dass Behörden als erster Markt für innovative Startups fungieren sollten: "Die Behörden sollten die eine Tür aufmachen. Sie sollte der erste Markt sein. Also für ein gutes Produkt sollte die Behörde der erste Markt sein. Und dann brauchen die gar kein Geld."

Zukunftsaussichten: Die Transformation der Arbeit

Frank Theegs Blick in die Zukunft ist optimistisch. Er erkennt, dass viele wiederkehrende Tätigkeiten durch Software oder Roboter ersetzt werden, sieht darin aber keine Bedrohung, sondern eine Chance:

"Jetzt kommen ganz viele an und schüren Angst, da fallen die Arbeitsplätze weg und so weiter. Ich sehe das genau andersherum. Das sehen wir auch schon in vielen Teilbereichen, dass der Mensch dadurch das machen kann, was er will. Ich kann euch sagen, kein Mensch will wirklich den ganzen Tag im Büro sitzen und immer nur Tasten klimpern, sondern er will andere Sachen machen."

Diese Vision einer Zukunft, in der Menschen mehr Freiheit haben, das zu tun, was sie wirklich wollen, ist ein ermutigendes Gegenbild zu düsteren Prognosen über Jobverluste durch Automatisierung.

Lessons Learned: Was können wir von Frank Theeg mitnehmen?

  1. Probleme sind Chancen in Verkleidung: Statt Probleme zu beklagen, frage dich, wie du sie in Vorteile umwandeln kannst.

  2. Lösungsorientiert denken: Konzentriere dich nicht auf die Hürden, sondern auf mögliche Wege, diese zu überwinden.

  3. Radikale Innovationen brauchen neue Strukturen: Versuche nicht, ein bestehendes Unternehmen komplett umzukrempeln, sondern schaffe neue Einheiten für wirklich disruptive Ideen.

  4. Blick über den Tellerrand: Die besten Ideen entstehen oft, wenn du Inspiration aus anderen Bereichen, Branchen oder Ländern holst und sie neu kombinierst.

  5. Netzwerke sind unersetzlich: Baue aktiv Verbindungen auf und schaffe Orte, an denen sich Menschen regelmäßig austauschen können.

  6. Unternehmertum braucht Verantwortung: Erfolgreiche Unternehmer sollten ihr Wissen und ihre Ressourcen zurückgeben, indem sie in neue Startups investieren und Mentoring anbieten.

Frank Theegs Geschichte ist inspirierend, weil sie zeigt, dass auch in herausfordernden Umfeldern mit dem richtigen Mindset, Mut und Durchhaltevermögen Außergewöhnliches möglich ist. Seine Erfahrungen und Einsichten bieten wertvolle Lektionen für jeden, der unternehmerisch tätig ist oder es werden möchte – besonders in Regionen, die vor wirtschaftlichen und demografischen Herausforderungen stehen.

Wie Theeg selbst sagt: "Mit Digitalisierung und Technologie ist meine Devise, dass man jedes Problem lösen kann. Jedes Problem." Eine optimistische Perspektive, die vielleicht genau das ist, was wir in der heutigen Zeit brauchen.

 

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Sebastian Meier

Als Brückenbauer zwischen Innovation und Tradition prägt Sebastian Meier die Zukunft des ostdeutschen Unternehmertums. Seine außergewöhnliche Expertise wurzelt in zwei Welten: Als ehemaliger Leiter des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen erkannte er die Bedeutung starker Netzwerke und brachte erstmals die relevanten Akteure der Gründungsszene an einen Tisch. Diese neugeschaffenen Synergien zwischen Wirtschaft, Forschung und Förderung wirken bis heute nach. Als Gründer führte er selbst die myGermany GmbH von der Startup-Vision zum erfolgreichen internationalen Bestandsunternehmen.

Diese einzigartige Kombination aus Startup-DNA und Institutionserfahrung macht ihn zum gefragten Sparringspartner für Unternehmer und Innovatoren. Mit EASTSIDE HEROES verfolgt er heute eine klare Mission: Die Transformation Ostdeutschlands zum dynamischen Wirtschaftsstandort der Zukunft. Sein 15 Jahre aufgebautes Netzwerk aus über 500 aktiven Unternehmenskontakten nutzt er, um etablierte Player mit innovativen Scale-ups zu verbinden und echte Wertschöpfung zu generieren.

Als Nerd für Künstliche Intelligenz und Automatisierung berät Sebastian regelmäßig Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation.

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