Rohe Qualität und wildes Unternehmertum: Die Geschichte von J.Kinski

© J.Kinski

In der beschaulichen Landschaft zwischen Jena und Weimar, genauer gesagt in Ottstedt bei Magdala, wurde eine kulinarische Revolution geboren – ohne große Pläne, dafür mit umso mehr Leidenschaft. Jörg ‘Kinski’ Daunke und seine Frau haben mit ihrem Unternehmen einen Weg gefunden, industrielle Lebensmittelproduktion mit kompromissloser Qualität zu verbinden. Ihre Geschichte ist ein Lehrstück in Sachen Ausdauer, Authentizität und der Kunst, aus Herausforderungen Chancen zu machen.

Vom Gastronom zum Qualitätspionier

Die Geschichte beginnt 1999, als Jörg und seine Frau sich kennenlernten. Was als studentischer Nebenjob in der Gastronomie anfing, entwickelte sich zu einer zwanzigjährigen Reise durch die Welt der Kulinarik. "Wer nichts wird, wird Wirt", scherzt Jörg heute über seinen Einstieg ins Unternehmertum. Mit 23 Jahren, "keine Ahnung von nichts, aber Scheiß drauf, wir gehen rein", eröffneten sie ihren ersten Laden.

Was als laute Bar begann, in der an Samstagabenden 300 Menschen auf 80 Quadratmetern feierten, entwickelte sich über die Jahre immer weiter. Vom Nachtleben zum Mittagstisch, vom reinen Getränkeausschank zum Drei-Gänge-Menü in Bio-Qualität. Der Wandel kam nicht zufällig: Mit der Geburt ihrer Tochter änderten sich die Prioritäten. "Das erste, was wir damals in der 3m2 Küche gekocht haben, waren Königsberger Klopse – ein bisschen fresher interpretiert und alles in Bio", erinnert sich Jörg.

Die Metamorphose ging weiter über Streetfood bis hin zu ihrem heutigen Hauptprodukt: Knochenbrühe in Spitzenqualität. Der entscheidende Moment kam auf einem Weihnachtsmarkt in Zürich, als ein Gespräch über Knochenbrühe zum Wendepunkt wurde. Binnen weniger Wochen hatte Jörg ein Konzept, ein CI und erste Investoren – ein typisches Beispiel für seine Handlungsmaxime: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."

© J.Kinski

Die Qualitätsphilosophie: Keine Kompromisse

Was Jörg ‘Kinskis’ Produkte besonders macht, ist sein unbedingtes Festhalten an Qualität. "Meine Prämisse ist Mehrwert durch Nährwert", betont er. Diese Philosophie führt zu Entscheidungen, die dem industriellen Standard entgegenlaufen. Seine Hühnerbrühe wird aus alten Legehennen hergestellt, die bereits ein erfülltes Leben hinter sich haben – nicht aus jungen Bio-Masthühnern. Der Unterschied? "Das merkst du sofort im Produkt. Das schmeckt einfach blä", sagt er über die Alternativen.

Seine Brühen kochen 48 Stunden – ein Zeitraum, der für Heimköche unvorstellbar scheint, aber für Jörg unerlässlich ist: "Erst dann hast du wirklich alles rausgelöst." Dieser kompromisslose Qualitätsanspruch zeigt sich auch in seiner Einstellung zu saisonalen Schwankungen. Während große Konzerne auf gleichen Geschmack setzen, akzeptiert Jörg die Variation: "Rinderknochen schmecken im Winter komplett anders als im Sommer."

Diese Akzeptanz natürlicher Variationen ist Teil seiner Gesamtphilosophie: "Der Erfolg von McDonald's ist, weil es immer gleich ist. Damit kann ich nicht dienen und will ich nicht dienen." Ein konstant identischer Geschmack sei nur durch künstliche Zusätze erreichbar – "und das ist nicht unser Ding. Gehört sich nicht."

Aus jeder Herausforderung eine Chance machen

Jörgs Unternehmergeschichte ist geprägt von der Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen und optimale Lösungen zu finden. Diese Einstellung hat ihm geholfen, mit begrenztem Platz effizient zu arbeiten (eine Küche von drei Quadratmetern für den täglichen Mittagstisch) und selbst eine globale Pandemie in einen Wachstumsschub zu verwandeln. Seine pragmatische Herangehensweise basiert auf dem Prinzip, dass man aus schlechten Grundlagen kein hochwertiges Produkt machen kann - wie er es metaphorisch ausdrückt: 'Wenn du kein gutes Grundmaterial hast, kannst du Gold ansprühen und Gold anmalen, das wird trotzdem ein Hundehaufen bleiben.'"

"Corona, vielen Dank tatsächlich", sagt Jörg über die erzwungene Neuausrichtung seines Geschäftsmodells. Die ursprüngliche Strategie, auf den Lebensmitteleinzelhandel zu setzen, wurde über Nacht obsolet, und das Unternehmen musste schnell auf Online-Direktvertrieb umstellen. Eine Entscheidung, die sich als Glücksfall erwies und heute 80 Prozent ihres Geschäfts ausmacht.

Selbst bei finanziellen Rückschlägen, wie einer Restrukturierung im vergangenen Jahr, behält Jörg seinen Optimismus und seine Lernbereitschaft: "Du musst dich jeden Tag neu erfinden." Diese Einstellung, gepaart mit dem Motto seiner Großmutter – "Junge, nur nicht nachlassen" – ist das Fundament seines unternehmerischen Erfolgs.

Die Kraft des Teams

Trotz seiner charismatischen Führung betont Jan immer wieder die Bedeutung seines Teams. Die Mitarbeiter, von denen viele Familienmitglieder sind oder eigene Familien haben, genießen Freiheiten und Vertrauen. "Jeder kann sich seine Zeit frei einteilen", erklärt er. Die Balance zwischen klaren Erwartungen und Autonomie schafft eine Unternehmenskultur, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen und überdurchschnittlich engagieren.

Diese familiäre Atmosphäre ist kein Zufall. Auf die Frage, was für ihn das Besondere an seiner Heimatregion sei, antwortet Jörg ohne zu zögern: "Die Menschen." Es ist dieses Gemeinschaftsgefühl, das ihn in Ostdeutschland verankert. "Wir sind hier geboren, hier verwurzelt, hier wollen wir bleiben", erklärt er seine Definition eines Eastside Hero.

Marketing mit Persönlichkeit

© J.Kinski

Jörg ‘Kinskis’ Produkte fallen nicht nur durch ihren Geschmack auf, sondern auch durch ihr unverwechselbares Marketing. Die bunten, lauten Instagram-Posts mit über 30.000 Followern spiegeln Jörgs Persönlichkeit wider. "Jedes Etikett, das CI zu diesen ganzen Sachen" stammt hauptsächlich von ihm, unterstützt von einem Team aus langjährigen Wegbegleitern.

Ihr Ansatz? So authentisch und spontan wie möglich. "Wir treffen uns einmal im Monat zum Video-Termin, wo dann ein Kameramann dazu kommt, und dann geht es halt los", beschreibt Jörg den Kreativprozess. Keine großen Agenturen, keine komplizierten Strategien – stattdessen ein Team, das sich trifft, spontan Ideen entwickelt und diese sofort umsetzt.

Diese Direktheit und Unverfälschtheit ist ein wesentlicher Teil der Markenidentität und steht im Einklang mit Jörgs Qualitätsphilosophie: authentisch, unverfälscht und ohne künstliche Zusätze.

Die Zukunft: Expansion mit Prinzipien

Mit dem Umzug in eine neue Produktionsstätte – von 65 auf 800 Quadratmeter – stehen Jörg und seinem Team aufregende Zeiten bevor. Diese Expansion wird es ihnen ermöglichen, mehr zu produzieren und gleichzeitig die Qualität weiter zu verbessern. "Nicht das Produkt dem Prozess anpassen, sondern den Prozess dem Produkt", fasst Jörg seinen Ansatz zusammen.

Diese Vergrößerung wird auch die Möglichkeit bieten, ihr Produktportfolio zu erweitern, mit einem besonderen Fokus auf asiatische Küche. Fixfertige Boxen, bei denen nur noch frisches Fleisch oder Gemüse hinzugefügt werden muss, sollen den Kunden den Zugang zu hochwertiger, gesunder Ernährung erleichtern.

Trotz der Expansionspläne bleibt Jörg seinen Prinzipien treu. Während viele Unternehmen bei steigender Größe Kompromisse bei der Qualität eingehen, weigert er sich, diesen Weg zu gehen. Stattdessen optimiert er Prozesse, um trotz steigender Kosten den Preis stabil zu halten – die 6,99 Euro, die eine Flasche Brühe 2018 kostete, sind auch heute noch der Preis.

"Ich biete lieber ein gutes Produkt an, das für eine breitere Zielgruppe zugänglich ist, als in Schönheit zu sterben", erklärt er seine Preispolitik. Es ist dieser pragmatische Idealismus, der Jörg ‘Kinski’ auszeichnet – die seltene Fähigkeit, kompromisslose Qualität mit unternehmerischem Sinn zu verbinden.

© J.Kinski + ESH

Der Weg ist das Ziel

Fragt man Jörg nach seinen langfristigen Zielen, wird deutlich, dass er die Reise mehr schätzt als das Ziel. "Ein Ziel ist immer blöd. Ein Ziel ist immer weit weg", sinniert er. "Ich habe festgestellt, es ist der Weg. Das ist immer der Weg. Ich bin noch nie im Ziel angekommen."

Diese Philosophie erklärt vielleicht am besten, warum Jörg und sein Team trotz aller Herausforderungen immer weitermachen – es geht nicht um einen fernen Erfolg, sondern um die tägliche Suche nach Verbesserung und Qualität.

In einer Welt, in der Lebensmittelproduktion oft von Massenware und Preisdruck geprägt ist, stellt Jörg ‘Kinski’ einen erfrischenden Gegenpol dar. Er zeigt, dass es möglich ist, hochwertige Produkte im industriellen Maßstab herzustellen, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Seine Geschichte ist ein Beweis dafür, dass Leidenschaft, Authentizität und der Mut, neue Wege zu gehen, auch heute noch zum unternehmerischen Erfolg führen können.

 

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Sebastian Meier

Als Brückenbauer zwischen Innovation und Tradition prägt Sebastian Meier die Zukunft des ostdeutschen Unternehmertums. Seine außergewöhnliche Expertise wurzelt in zwei Welten: Als ehemaliger Leiter des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen erkannte er die Bedeutung starker Netzwerke und brachte erstmals die relevanten Akteure der Gründungsszene an einen Tisch. Diese neugeschaffenen Synergien zwischen Wirtschaft, Forschung und Förderung wirken bis heute nach. Als Gründer führte er selbst die myGermany GmbH von der Startup-Vision zum erfolgreichen internationalen Bestandsunternehmen.

Diese einzigartige Kombination aus Startup-DNA und Institutionserfahrung macht ihn zum gefragten Sparringspartner für Unternehmer und Innovatoren. Mit EASTSIDE HEROES verfolgt er heute eine klare Mission: Die Transformation Ostdeutschlands zum dynamischen Wirtschaftsstandort der Zukunft. Sein 15 Jahre aufgebautes Netzwerk aus über 500 aktiven Unternehmenskontakten nutzt er, um etablierte Player mit innovativen Scale-ups zu verbinden und echte Wertschöpfung zu generieren.

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