Eine verrückte Idee, 15.000€ und jede Menge Mut: Wie Laura Schmidt mit FIORI die Aperitif-Welt aufmischt
Es beginnt wie viele große Geschichten - in einer kleinen Küche. Laura experimentiert mit Kräutern, Gewürzen und einer verrückten Idee: Den ersten natürlichen Premium-Aperitif Deutschlands zu kreieren. Heute, ein Jahr später, ist FIORI mit 80.000€ Jahresumsatz Thüringens aufregendste Getränke-Innovation.
© Laura Schmidt, ESH
Von der Konzern-Karriere zur eigenen Marke
"Je größer die Firma, desto kleiner wird dein Aufgabenbereich" - diese Erkenntnis aus ihrer Zeit bei Audi und IBM prägte Lauras Entscheidung, ihren eigenen Weg zu gehen. Nach Stationen im Vertrieb, unter anderem bei einem Rasierklingenhersteller und der Erfurter Traditionsmarke Goldhelm, wuchs der Wunsch nach einem eigenen Produkt.
Die Idee zu FIORI entstand aus einer einfachen Beobachtung: "Die gängigen Aperitifs haben mir nie so richtig geschmeckt. Alles war irgendwie zu bitter und diese knalligen Farben - das konnte doch nicht natürlich sein!"
Mit Herzblut und Handarbeit
Die meisten Menschen hätten an diesem Punkt einen Business Plan geschrieben. Laura griff stattdessen zum Telefon. Nach unzähligen Absagen landete sie beim Weingut Clüsserath-Weiler an der Mosel. "Ich bin einfach hingefahren. Ohne große Präsentation, nur mit meiner Idee und viel Leidenschaft."
Was als Geschäftstermin begann, endete beim gemeinsamen Abendessen. “ Das Weingut wurde nicht nur Partner, sondern auch Mentor. Als andere Skepsis zeigten, glaubten sie an sie - bis hin zur Vorfinanzierung der ersten Produktion. "Ich sage immer: ‘Die haben mich halb adoptiert’”, strahlt Laura.
© Laura Schmidt
Die Entwicklung des perfekten Rezepts dauerte ein dreiviertel Jahr - eine Zeit voller Höhen und Tiefen. "Ich hab meine ganze Küche mit Gläschen vollgestellt, wo ich Sachen eingelegt hab von rotem Pfeffer über Pfefferminz, über Kiwi, also wirklich alles, was ich im Supermarkt gefunden habe. Meine Freunde dachten, ich werde verrückt", lacht sie.
Marketing mit Persönlichkeit
Das Besondere an FIORI? Laura verzichtet bewusst auf klassische Vertriebswege und große Marketingbudgets. "Am Ende geht es gar nicht so krass ums Produkt - davon gibt es auf unserer Welt so viele. Am Ende geht es auch sehr um die Person dahinter."
Eine Strategie, die aufgeht: Im ersten Jahr erreichte FIORI bereits einen Umsatz von 80.000 Euro - ohne klassische Werbung. "Ich habe alles organisch gemacht", erklärt Laura, die bisher gerade einmal 50 Euro in Meta-Ads investiert hat. Auch die Händler werden zu Fans: "Im Espach-Café ist aus einer Geschäftsbeziehung eine echte Freundschaft geworden. Die leben FIORI, als wäre es ihr eigenes Baby."
© Laura Schmidt
Die FIORI-Revolution
Während andere vom Supermarktregal träumen, geht Laura einen anderen Weg: "Ehrlich gesagt habe ich auf die Psychospielchen im Lebensmitteleinzelhandel einfach keine Lust." Stattdessen setzt sie auf handbemalte Flaschen und ausgewählte Partner. "Alles ist handgemacht, natürlich und limitiert", erklärt Laura. "Wir könnten größer werden, mehr automatisieren - aber das würde die Seele des Produkts zerstören."
Diese Authentizität kommt an: 80% der FIORI-Fans sind Frauen, die das Produkt entweder online oder in ausgesuchten Feinkostläden kaufen.
Was andere von Laura lernen können
"Du musst aufhören, ständig über den großen Berg nachzudenken. Mach einfach jeden Tag eine kleine Sache" - dieser Ansatz half Laura durch die schwierigen Phasen.
Ihre Stärke liegt im Netzwerken: "Wenn mir jemand von seiner Idee erzählt, rattert mein Kopf sofort los - ich kenne da jemanden, der helfen könnte!"
Die Zukunft ist rosé
Nach dem Gewinn des ThEx-Awards Ende 2024 und einem erfolgreichen ersten Jahr geht es weiter bergauf. Mit neuer Unterstützung im Vertrieb will Laura jetzt noch mehr Menschen von FIORI begeistern.
"Eine Gründung ist wie eine Achterbahn - mit vielen Tälern, aber auch ganz vielen Höhen", resümiert Laura. Ihr Erfolg zeigt: Manchmal muss man einfach machen, statt endlos zu planen. Mit 15.000 Euro Startkapital aus der eigenen Tasche und der richtigen Portion Mut kann aus einer Küchen-Experimentierstube eine Erfolgsgeschichte werden.
Lauras Geschichte ist mehr als die einer erfolgreichen Gründerin. Sie ist der Beweis, dass man mit Mut, Authentizität und den richtigen Partnern auch abseits der Start-up-Metropolen durchstarten kann. Eine echte ostdeutsche Erfolgsgeschichte - handgemacht, mit Herz und der richtigen Portion Mut.
© Laura Schmidt